Das Perfekte im

Un-Perfekten 

 

Vor ein paar Tagen habe ich einen sehr inspirierenden Gedanken meiner Podcast-Gesprächspartnerin Andrea gelesen. Sie ist Sängerin und Song-Writerin und hat letzte Woche – in diesen „wilden Zeiten“- ein Gesangsvideo  auf Instagram veröffentlicht … oben herum im Kuschelpulli, unten die warmen Comicsocken, der Laptop auf dem Badregal, völlig „unaufgehübscht“ einfach gesungen. Unzählig viele positive Rückmeldungen zu dem puren, echten Video sind bei ihr eingegangen.

Was ist das, das uns an dem „offensichtlich Echtem“ so berührt?

Was hält uns selbst so häufig ab, uns ganz PUR zu zeigen?

In uns allen steckt eine tiefe Sehnsucht nach dem guten Leben. Wir träumen von der (immer) harmonischen Beziehung, dem erfüllenden Beruf, die glückliche Familien, die liebevoll-verbundenen Freundschaften, von Abenteuern und Erfolgen.

Doch irgendwann –hier und da bröckelt es und es bleiben zarte Risse neben tiefen Furchen von den geplatzten Träumen übrig. Und es fällt uns schwer, dass unser Leben von dem vermeintlich perfekten Bild abweicht. Es tut sich eine Kluft vor uns auf: das wunderschön gezeichnete Bild unserer Realität und die Realität, die sich mit uns konfrontiert.

Was wäre, wenn wir die Risse, die Narben als Erzähler unserer eigenen, einzigartigen Geschichte sähen: Erzähler, die von Verletzung und Versöhnung, von Brüchen und Zusammenwachsen, von Abschied und Neubeginn berichten.

„Die Wunde ist der Ort, wo das Licht in dich eintritt.“

Rumi

 

„Nichts bleibt.

Nichts ist abgeschlossen.

Nichts ist perfekt.“

Es ist das Wesen unseres Mensch-Seins zu dem Ent-Wicklung (alles Unnötige wird abgewickelt, ähnlich einer Fadenrolle) gehört, das im Gegensatz zu Inszenierungen steht, in denen Licht, Ton, Text und Bild auf Perfektion ausgefeilt wurden.

 

Wir wachsen bekanntermaßen durch Wunden und Rückschläge und anstatt daran zu zerbrechen, machen sie uns stärker. Wir entwickeln daraus mehr Liebe und Wertschätzung für uns selbst, für unsere Mitmenschen und für das Leben.

 

In derartigen Situationen stellt uns das Leben vor Fragen, um unseren neuen Weg zu erkunden und zu entdecken. Es tut wohl, eine Pause zu machen, um sich selbst zu betrachten.

 

Wenn die Dinge ja schon mal so sind, wie sie sind, können wir ja versuchen, das Beste aus ihnen zu gestalten. Ähnlich einer großen Leinwand, die wir über unser Leben hinweg gestalten: „Der dicke Farbklecks wird in das Gesamtkunstwerk integriert.“

 

Das Wesen des Lebens ist Veränderung, ist Wandel. Solange wir inneren Widerstand hegen und versuchen  „rosa Glitzerpuder“ zum Abdecken über unsere Bruchstelle zu pinseln, verpufft wertvolle Kraft. Es ist in uns antrainiert, zu verändern, zu optimieren, und über Druck zu korrigieren.

Verhalten wir uns hingegen wie Wasser, das den Stein im Fluss umspült oder der Baum, der sich im Wind wiegt, schafft das Raum für ein JA zur Situation: Akzeptanz. Akzeptanz vermag „Un-Perfektes“ in Sinn-VOLLES zu wandeln.

 

„Aufhören, perfekt zu sein,

und beginnen,

man selbst zu sein –

das ist eine Sache,

die wirklich schwierig und

wirklich großartig ist.“

 

Wir fügen uns die Narben auf unserer Seele selbst zu, indem wir glauben, „PUR“ nicht attraktiv, intelligent, schlank, eloquent genug zu sein und den Ansprüchen anderer nicht genügen zu können. Der gesellschaftliche Drang zur Optimierung spielt unserer Selbstverurteilung gut in die Karten.

Letztlich basiert der Wunsch, den Ansprüchen anderer zu genügen auf unserem starken menschlichen Ur-Bedürfnis nach Zugehörigkeit zu dem größeren Ganzen. Heute zeigt sich das Ur-Bedürfnis darin, dass wir uns selbst gerne über-durchschnittlich, außer-gewöhnlich und heraus-ragend erleben wollen, um den Platz inmitten der Hochglanz-Gesellschaft auch wirklich zu verdienen.

Gefühlen wie Schuld und Scham sind damit Tür und Tor geöffnet, sobald wir uns nur für durchschnittlich halten.

Die amerikanische Sozial-Forscherin Dr. Brené Brown hat sich ihr gesamtes bisheriges Forscherleben mit den Themen Verletzlichkeit, Scham und Mut auseinandergesetzt  und in ihren Studien festgestellt, dass –selbst, wenn es uns gelingt, andere eine Weile mit unseren Leistungen zu beeindrucken, unsere Sehnsucht nach Zugehörigkeit dadurch kein bisschen gestärkt wird.

Erst die Akzeptanz unserer eigenen Verletzlichkeit ermöglicht eine tiefe Verbundenheit mit anderen Menschen.

Je mehr Ablenkung wir konstruieren, um unsere „Mängel“, Schwachstellen, unser Scheitern zu verbergen, desto mehr blockieren wir den Fluss in unseren Beziehungen.

 

„Freiheit bedeutet, keine Furcht vor dem Unvollkommenen zu haben.“

 

Was also hat Andrea gemacht? Sie hat Mut gezeigt,  „ohne Maske“ in ihrem Video  aus ihrer Seele heraus gesungen – ohne Rücksicht auf den letzten feingeschliffenen Ton, auf Hochglanz- oder aufmerksamkeitsfördernde Attribute. Sie hat sich in all ihrer Verletzlichkeit Zuschauern präsentiert … UND Menschen in ihrem Herzen berührt.

 

Fühle dich  voller Wärme von mir eingeladen, deine Vielfalt, deine Zartheit hinter der Fassade, deine Risse und Brüche, dein So-Sein oder Anders-Sein …  mit oder ohne Kuschelsocken, singend oder nicht, mit einem kräftigen JA in deinem  Leben willkommen zu heißen und lass‘ uns mal schauen … was passiert.

 

Ich freue mich SEHR, wenn du deine Erfahrungen mit mir teilst und wir in einen Austausch darüber gehen.

 

Herzlichst Petra

 

Wenn du mehr von Andrea hören möchtest, besuche gerne ihre Webseite unter www.andreaselby.de

 

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