Der Umgang mit Abschied als Schlüssel für das Leben?
„Manches, das wir nicht ändern können, endet in der Veränderung von uns.“
Am vergangenen Wochenende war ich auf dem „junge Witwen- und Witwertreffen“.
Klingt komisch, ist aber so: Meine „Lieblings-Bestatter“, Julia und Chris von www.innerwärts.de, für die ich als freie Trauerrednerin immer wieder im Einsatz bin, haben all die Menschen eingeladen, die ihre Lieblingsmenschen -einfach noch sehr jung- im vergangenen Jahr verabschiedet haben. Ein Austausch unter „Gleichgesinnten“.
Viele von ihnen durfte ich begleiten.Und damit wieder-sehen.
Ein wundervoller Kreis.… Und ganz naütrlich waren die GROOOßen, essenziellen und existentiellen Fragen im Raum … aufgrund von „Ereignissen“, die keiner von uns „be-stimmen“ kann.
„All the flowers of all the tomorrows are in the seeds of today“
Bereits in der ersten halben Stunde ist mir wohlig aufgefallen, dass die Anwesenden keine Zeit mit „Small-Talk“ verbracht haben, es wurde sich sehr „nackig“ ausgetauscht (wenn du weißt, was ich meine 😉).
So, als wäre ein „warm-up“ durch die Zahlen, Daten, Fakten des Lebens pure Zeitverschwendung.
Wen wundert es, … so es gab einige Momente, in denen ich staunend saß und lauschend aufgesogen habe, um sooooo viel Wertvolles -im weiten Feld von Beziehung, Verbindung, Abschied und den Umgang damit- hier zusammenzutragen:
- Man weiß NIE, wann genau „ein letztes Mal“ von Liebgewonnenen im Miteinander statt finden wird, oder: „Warum habe ich ihr nicht häufiger Blumen geschenkt?“
- Die intensiven Stolpersteine des Allein-Seins finden sich ganz häufig im banal-Alltäglichen (das, was man so selbstverständlich von Partner*in (an-)genommen hat). … Und wie kann ich diese Stolpersteine jetzt „stemmen“?
- Tiefe Einsamkeit, Leere und Schmerz rollen als mächtige Welle gerne mal um 23.17 Uhr an … also, genau dann, wenn das restliche Leben still wird.
- „Ruf mich an, wenn du Hilfe brauchst…“ was genau mache ich damit? Gerade, wenn gar keine Kraft dafür aufzubringen ist.
- Wer bin ich „EIGENTLICH“ noch, wenn die Rolle der Partner*in von … wegfällt (oder die andere Hälfte, wie ich es oft gehört habe)?
- Welche Bedürfnisse bleiben als MEINE, wenn der langjährige Alltagsrahmen in tausend Teile zersplittert ist?
- Wie geht es mir im Zusammensein mit anderen Paaren? Welche Gefühle „darf“ ich dabei empfinden und wie gehe ich damit um?
- „Mein“ Körper? … Schmerz, Pflege, Ernährung? Wie kann ich mich so um ihn kümmern, dass er den Seelenschmerz tragen kann? Medikamente als Lösung?
- Wie finde ich zu einer Sicherheit im und mit dem Leben zurück, wenn doch die zweite Säule fehlt?
- Zeichenlesen: Selbst rationalste Menschen haben sich für Zeichen im Alltag geöffnet … für etwas „Höheres“: Regenbogen, Schmetterlinge, Federn, Wolken … die magisch gedeutet werden können und das Gefühl der Verbundenheit zum Herzensmenschen nähren
„Unser Leben findet in Phasen statt. Immer?“
Die wundervolle Elisabeth Kübler-Ross hat dies auch für den Umgang mit Abschied, Tod und Trauer erarbeitet. Aus meinen persönlichen Erfahrungen würde ich sagen, dass das individuelle Erleben von Abschied und Trauer jeglicher Art eine höchst „eigene“ Gangart hat.
Auf eine „Abfolge“ von Phasen ist erstmal kein Verlaß. Dies zeigt sich vielleicht eher in einer Rückschau … mit einigem Abstand.
Und gleichzeitig konnte ich zehn „Tipps“ einsammeln, die die Runde an den Tischen ausgetauscht hat und die dem Einzelnen -immer wieder- Balsam waren:
- Bewegung tut gut! Eine Frau hat sich entschieden, ihren täglichen Arbeitsweg von rund 12 km einfache Strecke mit dem Fahrrad zurückzulegen, weil jede Zelle des Körpers schon morgens einmal wohltuend mit Sauerstoff geflutet wird.
- Austausch schenkt Geborgenheit! Menschen, bei denen man sich alles von der Seele reden kann, die den Raum für die Gefühlsintensitäten halten können, unterstützen die innere Balance. Gerne auch durch eine Trauerbegleitung und Therapie. Hilfreich: Eine „neue Milde“ mir selbst gegenüber anstelle des Anspruchs, alles alleine schaffen zu wollen.
- Klare Entscheidung: Homöopathie und Naturheilkunde statt Psychopharmaka oder Alkohol um zu üben, die Gefühlswellen zu reiten.
- „Was will ich leben?“ … Es wurden „Projekte“ formuliert, wie Französisch zu lernen, weil der poetische Klang der Sprache beRÜHRT, es wurden die Beziehungen priorisiert, in die man viel Zuwendung fließen lassen möchte, es wurden Reiseziele angesteuert, die gemeinsam nicht mehr erkundet werden konnten…
- Aktiv ansprechen, wie man sich den Umgang wünscht, unterstützt das oft hilflose Umfeld. … Und durchaus: Ja, Abgrenzung dort, wo der Kontakt nicht wohltut. Und mehr von dem, wo man auch mal lachen kann.
- Unsicherheiten in sich wahrnehmen und kleine „Krücken“ für das „Trotzdem-tun“ suchen, … da kann schon eine ADAC-Mitgliedschaft den Radius erweitern.
- Neue Rituale im Alltag formen … so dass eine Brücke über dem Abgrund des Verlorenen aufgebaut wird.
- Raum für Erinnerung und Dankbarkeit so schaffen, wie man es selbst tröstlich empfindet UND sich auch „Unübliches“ erlauben.
- Unterstützung „frei Haus“ wird besonders geschätzt … die Suppe vom Nachbarn die vor der Tür steht, der Freund, der vorbeischaut und fragt, ob ein gemeinsamer Kaffee passt, die Bekannte, die Erfahrung beim Ausfüllen der notwendigen Anträge hat, die Enkelin, die 1x wöchentlich bei Opa übernachtet
- „ICH BIN ….“. Eine der großen Aufgaben in dern Zeit „danach“, dies für sich zu beantworten. Eine Witwe hat für sich „ICH BIN OFFEN“ formuliert und lädt gerade in den „gefährlichen Zeiten der Einsamkeit und Leere“ neue Erfahrungen in Form von Workshops etc. ein. Ganz nebenbei erforscht sie dadurch IHRE Interessen.
Puh, ich weiß nicht, wie es dir geht. Klar, es geht um Tod. Und gleichzeitig:
Was will das Leben von uns?
Sind wir hier, um von einem Punkt zum nächsten zu rasen? Um Meilensteine zu erreichen …. Geburt, Karriere, Ehe, Besitz, Kinder, …?
Und was ist dann, wenn das Leben in einem Moment eine unerwartete Vollbremsung vollzieht?
Ist der Tod vielleicht schlicht die „wuchtigste Form“ des Abschieds und des Wandels auf unserem Lebensweg?
Etwas, das wir im Leben in unterschiedlichen „Intensitätsgraden“ immer wieder durchlaufen?
Etwas, woran uns die Natur mit ihren Zyklen aus Werden und Vergehen immer wieder erinnert?
Wir Menschen SIND Natur.
Das Leben fordert und fördert uns, zu wachsen und uns zu weiten.
Und ja, Wachstumsschmerzen können gewaltig sein. ❤️🩹
Und ja, das Leben bietet uns VIEL.
Und SO nehme ich die ErINNERung aus diesem Treffen mit:
Der Umgang mit dem Tod ist der Schlüssel zum Leben. ❤️
Sag, wie ist dein Blick darauf?
Herzlichst
Petra
Jedes Leben ist einzigartig. Geburtstage und andere bedeutsame Feiern tragen unsere persönliche Handschrift und werden oft monatelang geplant- nicht aber das Ereignis, das auf uns alle todsicher wartet
„Dem Abschied mehr vom Leben geben ist ein 36-seitiger Leitfaden für die Gestaltung einer individuellen Trauerfeier. Auf dich warten wertvolle Impulse, Inspiration aus der Praxis, eine Playlist für musikalische Begleitung, eine Checkliste für die Organisation, Bilder, die deine Kreativität anregen, sowie konkrete Beispiele meiner Erfahrungen als freie Trauerrednerin.
Der Gestaltungsleitfaden ist ein wahres Geschenk für dich, wenn du:
- einen geliebten Menschen auf seinem letzten Weg begleitest,
- vor der Aufgabe stehst, eine Abschiedsfeier zu organisieren,
- dich mit deiner eigenen Sterblichkeit auseinander setzt und vorsorgen möchtest.